
Heuschnupfen: Steigende Pollenbelastung und mehr Allergien
Früher hatten Heuschnupfen-Geplagten es vor allem im Frühjahr schwer, inzwischen beginnt die Pollensaison teilweise schon im Winter.
Nicht nur die Pollenbelastung nimmt zu, sondern auch die Zahl der Allergikerinnen und Allergiker.
Tränende Augen, Niesanfälle oder sogar Atembeschwerden – das sind die typischen Anzeichen von Heuschnupfen. Dabei interpretiert das Immunsystem harmlose Pollen fälschlicherweise als schädliche Krankheitserreger – und bekämpft sie.
Heuschnupfen ist nach Angaben des Allergieinformationsdienstes des Helmholtz Zentrums München die häufigste Allergie in Deutschland. Demnach wird bei 15 Prozent der Erwachsenen im Laufe ihres Lebens ein Heuschnupfen diagnostiziert. Frauen sind mit 16,5 Prozent öfter betroffen als Männer (13 Prozent). Unter Kindern und Jugendlichen leiden etwa neun Prozent an Heuschnupfen. Dabei ist die Zahl der Pollenallergikerinnen und -allergiker einer Studie zufolge allein im Zeitraum von 2012 bis 2022 um rund 14 Prozent gestiegen.
Pollensaison wird immer länger
Besonders problematisch für Betroffene: Die Pollenflugsaison beginnt immer früher. Bereits ab Mitte Dezember können die ersten Frühblüher wie Hasel und Erle ihre Pollen freisetzen. Ab März folgen Birke und Esche, Gräserpollen fliegen ab Mai. Kräuterpollen wie Beifuß und das hochallergene Traubenkraut (Ambrosia) belasten Allergikerinnen und Allergiker oft bis in den September hinein. Das bedeutet, dass viele Betroffene nur in den Wintermonaten Oktober bis Dezember eine Verschnaufpause haben.
Klimawandel verstärkt den Pollenflug
In den letzten Jahrzehnten hat die Zahl der Heuschnupfen-Geplagten stetig zugenommen. Ein Grund dafür ist Fachleuten zufolge der Klimawandel, der erheblich zu einer verstärkten Pollenbelastung beiträgt: Bei wärmeren Temperaturen produzieren die Pflanzen mehr Pollen und milde Winter begünstigen einen früheren Pollenflug. Zudem breiten sich durch die veränderten klimatischen Bedingungen neue, hochallergene Pflanzenarten in Deutschland aus, wie zum Beispiel die beifußblättrige Ambrosia.
Auch in den Städten hat sich die Situation verschärft: Aufgrund des Klimawandels werden zunehmend hitzeresistente Baumarten wie die Purpurerle oder die Türkische Hasel gepflanzt – beide sind bekannt dafür, allergene Pollen zu produzieren.
Mehr CO₂, mehr Pollen, mehr Allergene
Neben der Temperatur spielt auch die steigende Konzentration des Klimagases Kohlenstoffdioxid (CO₂) eine Rolle. CO₂ wirkt auf Pflanzen wie ein Dünger und fördert das Wachstum, was wiederum zu einer verstärkten Pollenproduktion führt. Zudem setzt eine höhere Luftverschmutzung mehr Allergene in der Luft frei. Denn Pollen reagieren empfindlich auf Schadstoffe: Im Zuge einer Abwehrreaktion produzieren sie aggressivere Allergene, die wiederum stärkere allergische Reaktionen hervorrufen können.

Behandlungsmöglichkeiten: Wie man Heuschnupfen in den Griff bekommt
Vollständig heilen lässt sich ein Heuschnupfen leider nicht, aber es gibt verschiedene Wege, um die Symptome zu lindern. Zunächst sollte man gezielt auf lokale Behandlungsmethoden setzen:
- Augentropfen helfen, wenn die Symptome sich auf die Augen beschränken.
- Antiallergische Nasensprays, oft mit Kortison, reduzieren die Entzündungsreaktion in der Nasenschleimhaut und verhindern eine Verschlimmerung der Allergie.
- Antihistaminika-Tabletten kommen zum Einsatz, wenn Spray und Tropfen nicht ausreichen. Sie blockieren die Wirkung des Histamins, einem körpereigenen Botenstoff, der bei einer allergischen Reaktion vermehrt ausgeschüttet wird und die typischen allergischen Symptome auslöst. Antihistaminika wirken dem gezielt entgegen.
Hyposensibilisierung: Eine langfristige Lösung?
Eine spezifische Immuntherapie, auch Hyposensibilisierung genannt, kann Betroffene für mehrere Jahre oder sogar dauerhaft von Heuschnupfen befreien. Dabei werden den Patientinnen und Patienten über einen Zeitraum von rund drei Jahren geringe Mengen des Allergens verabreicht, um das Immunsystem daran zu gewöhnen. Diese Therapie kann die Allergiesymptome langfristig lindern und sogar verhindern, dass sich eine Pollenallergie zu Asthma entwickelt.
Pollen vermeiden: Alltagstipps für Heuschnupfen-Geplagte
Die effektivste Hilfe bei Allergien ist die Vermeidung der Allergene – was bei Pollen allerdings nicht immer einfach ist. Einige Maßnahmen können jedoch helfen, die Belastung zu reduzieren:
- Pollenflug-Vorhersagen nutzen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) sowie der Polleninformationsdienst bieten tagesaktuelle Daten zur Pollenbelastung.
- Urlaub möglichst strategisch planen. Auch wenn das sicher nicht für alle möglich ist: Wer die Blütezeit seiner Allergenpflanzen kennt, kann gezielt in pollenärmere Regionen reisen.
- Fenster geschlossen halten. Besonders in der Hauptflugzeit der Pollen sollten Fenster nur morgens oder spät abends geöffnet werden.
- Duschen und Kleidung wechseln. Nach einem Aufenthalt im Freien hilft es, sich zu duschen und frische Kleidung anzuziehen, um die Pollenbelastung in der Wohnung zu minimieren.
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